Beim Graben nach aktueller Musik aus Afrika stach diese Band aus Maputo, der Hauptstadt Mosambiks, ins Ohr. Wahrscheinlich weil sie keines der Klischees bedienen, die sich an die Musik südlich der Sahara knüpfen (»Ey, subsaharan«, Zitat aus »Der Diktator«), keine überbordende Hektik wie im Coupé Decalé, keine perlenden Gitarrenläufe wie in Benga oder Chimurenga, statt dessen Popmusik in einem sorgfältigen Arrangement, wie es so überzeugend zuletzt zu Tropicalia-Zeiten aus Brasilien kam.
Pop
Hilary Hahn & Hauschka - Silfra
Mit Hilary Hahn traf sich Hauschka angeblich auf Island um das eher Unmögliche auszuprobieren: Improvisieren mit einer klassisch ausgebildeten Musikerin (Geige). Hauschkas rhythmisch orientierte Auffassung von Musik (präpariertes Klavier) schwappt dabei häufiger mal ins Getragene, aber glücklicherweise scheint Frau Hahn genauso viel Freude am Experimentieren zu haben wie er.
Sleigh Bells - Reign of Terror
Nach dem Konzert im Festsaal Kreuzberg wollte ich eigentlich empfehlen, sich die Mischung aus Dampframmendisko und Indie-Pop live anzusehen, aber leider scheint das Duo (gestern abend zu dritt mit zwei Gitarren) schon wieder auf dem Rückweg in die USA zu sein. Dabei war ihr Gesangssolo zur Rhythmusmaschine, die Geräusche aus der Schrottpresse zerhackte, ziemlich hörenswert.
Melody Four - T.V.? Mais Oui!
Das Quartett war ein Trio im dem sich die britischen Musikexzentriker Steve Beresford, Lol Coxhill und Tony Coe zusammen fanden und abseitigen Projekten nachgingen. Hier: bekannte Fernsehmelodien interpretieren.
Bethany & Rufus - 900 Miles
Sie (die Tochter von Peter aus Peter, Paul und Mary) singt, raunt und haucht, er streicht, zupft und hämmert auf dem Cello. Trotz der Beschränkung ziehen die beiden die Stücke nicht nur aus dem Rahmen des Folk, sondern verknüpfen die Musik so mit Jazz, Pop und Elementen aus der Weltmusik als hätte sie schon immer so klingen müssen.
Lhasa de Sela - La Llorona, The Living Road
Im Englischen gibt es die Formulierung »it grows on me« um den Prozess zunehmender Wertschätzung von Musik zu beschreiben. Hier bin ich versucht, nach einer Wendung für das Gegenteil zu forschen. Mit jedem Hören wächst der Verdacht, Edelkitsch vorgesetzt zu bekommen.
Amina Alaoui - Alcantara
Mit Kunstleder hat der Albumtitel eher nichts zu tun. Statt dessen verknüpft die marokkanische Musikerin spanische Folklore mit ihrer Musiktradition und begibt sich einmal mehr auf die Spuren der Musik, die zur Zeit der Convivencia, des Zusammenlebens von Moslems, Juden und Christen in Al Andalus (maurischer Teil Spaniens) gespielt worden sein könnte.
Yasmin Levy - La Juderia
Die israelische Sängerin knüpft praktisch an die theoretischen Forschungen ihres Vaters zur Musik der Sephardim an und war damit vor drei Jahren in Israel sehr erfolgreich. Ob der Bezug, den sie auf Flamenco nimmt, tatsächlich so ausgeprägt war?
La Mar Enfortuna - Convivencia
Das Duo aus New York macht normalerweise sehr statische Musik unter dem Namen ELysian Fields. Hier widmen sie sich der Musik der Sephardim, jener Juden, die nach dem Ende der Reconquista um 1500 aus Spanien und Portugal vertrieben wurden (und unter anderem in Hamburg landeten). Sie verbinden dafür Klezmer mit arabischen Klängen, elektronischen Spielereien und Indie-typischen Experimenten.
La Rainbow Toy Orchestra - In Love With Toys
Nicht La Callas oder La Castafiore sondern La Rainbow? Von Diven ist hier aber nichts zu hören, nur von Spielzeuginstrumenten in musikalischen Miniaturen. (Erhältlich unter einer Creative Commons-Lizenz über Error! Lo-Fi Recordngs)