Caput II.


Während die Kleine von Himmelslust
Getrillert und musiciret,
Ward von den preußischen Douanièrs
Mein Koffer visitiret.

Beschnüffelten Alles, kramten herum
In Hemden, Hosen, Schnupftüchern;
Sie suchten nach Spitzen, nach Bijouterien,
Auch nach verbotenen Büchern.

Ihr Thoren, die Ihr im Koffer sucht!
Hier werdet Ihr nichts entdecken!
Die Contrebande, die mit mir reist,
Die hab' ich im Kopfe stecken.

Hier hab' ich Spitzen, die feiner sind
Als die von Brüssel und Mecheln,
Und pack' ich einst meine Spitzen aus,
Sie werden Euch sticheln und hecheln.

Im Kopfe trage ich Bijouterien,
Der Zukunft Krondiamanten,
Die Tempelkleinodien des neuen Gotts,
Des großen Unbekannten.

Und viele Bücher trag' ich im Kopf!
Ich darf es Euch versichern,
Mein Kopf ist ein zwitscherndes Vogelnest
Von konfiszirlichen Büchern.

Glaubt mir, in Satans Bibliothek
Kann es nicht schlimmere geben;
Sie sind gefährlicher noch als die
Von Hoffmann von Fallersleben! —

Ein Passagier, der neben mir stand,
Bemerkte mir, ich hätte
Jetzt vor mir den preußischen Zollverein,
Die große Douanenkette.

„Der Zollverein“ — bemerkte er —
„Wird unser Volksthum begründen,
Er wird das zersplitterte Vaterland
Zu einem Ganzen verbinden.

„Er giebt die äußere Einheit uns,
Die sogenannt materielle;
Die geistige Einheit giebt uns die Censur,
Die wahrhaft ideelle —

„Sie giebt die innere Einheit uns,
Die Einheit im Denken und Sinnen;
Ein einiges Deutschland thut uns Noth,
Einig nach Außen und Innen.“